Warum werden Sommerblüher vor dem Austrieb geschnitten?
Warum sagt der Gärtner eigentlich, Frühjahrsblüher werden nach der Blüte geschnitten, Sommer- und Herbstblüher dagegen schon vor dem Austrieb im zeitigen Frühjahr?
Es stimmt: JETZT ist die Zeit, Sträucher, die ab dem Sommer ihren Blütenflor entfalten, einem Erhaltungsschnitt zu unterziehen, bei dem man wieder Licht und Luft in den Strauch bringt!
Der Grund für diese Unterscheidung liegt darin, dass Sträucher zu unterschiedlichen Zeiten ihre Blütenknospen anlegen.
Frühjahrsblüher
Das kann einerseits bereits im vorangegangenen Herbst sein. Solche Sträucher blühen dann zeitig im Frühjahr, oft schon vor dem Blattaustrieb. Jeder allzu frühe Schnitt würde auch viele Blütenknospen entfernen und damit die Blütenmenge drastisch reduzieren. In manchen Fällen bis auf null. Im laufenden Frühjahr können nämlich keine Blüten mehr nachgebildet werden. Frühjahrsblüher schneidet man also NACH der Blüte im Spätfrühling.
Das sieht man sehr gut an der Forsythie, wo man schon im Herbst erkennt, wo am Zweig im kommenden Frühjahr Blüten angesetzt werden. Der Gärtner spricht von der „Blüte am vorjährigen Holz“. Ältere Zweige haben keine Blütenknospen mehr, sie gehören zum Traggerüst des Strauches. Forsythien blühen auf der ganzen Länge des vorjährigen Triebes.
Später im Frühjahr ist die Tamariske mit Blühen dran. Hier muss man schon ganz genau hinsehen, aber dann erkennt man auch hier jetzt schon Blütenknospen. Sie gehen sogar zurück bis auf die zwei- bis dreijährigen Triebe. Das heißt, würde man sie sehr zeitig schneiden, dann blieben, wenn man das nicht allzu stark macht, zumindest noch einige Blüten erhalten. Trotzdem wäre keine Rede von Blütenpracht heuer! Darum heißt es auch hier für den Gartenbesitzer: Finger weg von der Astschere im beginnenden Frühling!
Würden wir den Rhododendron oder den Schneeball jetzt im März mit der Astschere bearbeiten, dann hätten wir im heurigen Jahr sogar überhaupt keine Blüten zu erwarten. Sie blühen nämlich nur an der Spitze der Triebe. Auch hier können wir die Blütenknospe schon sehen!
Winterknospe Rhododendron
Winterknospe Wolliger Schneeball
Ein Mittelding bilden diejenigen Frühjahrsblüher, die an Kurztrieben am vor- bis mehrjährigen Holz blühen, wie zum Beispiel die Kornelkirsche oder die Vielblütige Zwergmispel.
Winterknospen Vielblütige Zwergmispel
Sommer- und Herbstblüher
Anders hingegen sieht es bei sommer- und herbstblühenden Blütensträuchern aus.
Die Blütenanlagen sind hier nicht vorangelegt, sondern entwickeln sich auf den im aktuellen Jahr gebildeten neuen Trieben. Triebwachstum und Blüten liegen innerhalb einer Wachstumsperiode, sagt der Botaniker. Hier fördert ein kräftiger Schnitt vor dem Austrieb, also JETZT, die Bildung zahlreicher neuen Blütentriebe im laufenden Jahr. Er ist sogar unerlässlich, alternativ lässt die Blühwilligkeit nach und der Strauch „vergreist“.
Bei solchen Sträuchern spielt es auch keine große Rolle, wo am Zweig die Blüten sitzen, ob am Ende des Triebs (wie beim Sommerflieder),
in den Blattachseln der diesjährigen Triebe (z.B. beim Roseneibisch),
bei Halbsträuchern am Ende und an Seitentrieben von diesjährigen Trieben (z.B. Indigostrauch)
oder sogar am alten Holz, wie beim Judasbaum (Cercis siliquastrum).