Erfahrungsbericht Chilianbau:
Mein Weg zu – hoffentlich - heißen Früchten (II)
Den ersten Teil des Berichtes können Sie hier nachlesen.
Der Weg zu den erhofften Früchten kann nicht nur lange und aufwändig sein, sondern auch nervig und ekelhaft – wie ich kürzlich erfahren durfte. Ich komme gerade aus einem einwöchigen Urlaub zu meinen Chilipflänzchen zurück und aus den ehemaligen Pflänzchen sind in der Zwischenzeit Jungpflanzen geworden.
Zur Erinnerung: Die Pflanzen der Chilisorte CAPELA sind nun etwa 15 Wochen alt (Saattermin: 25. Jänner), während die HABANEROS vor fast 12 Wochen gepflanzt wurden (Saattermin: 18. Februar).
Unerwünschte „tierische Gesellschaft“
Dank dem fleißigen Gießen meiner Nachbarin befinden sich alle Pflanzen in einem sehr guten Zustand.
Was ich jedoch bei meiner gestrigen Ankunft vorfand, versetzte mir einen regelrechten Schock - Trauermücken! Und nicht nur hier und da eine, sondern massenhaft!! In JEDEM Zimmer des Hauses! Wie die sogar in verschlossene Räume reingekommen sind, ist mir ein Rätsel. Womöglich die zentrale Lüftungsanlage???
Na ja, auch egal. Fazit: In jedem Raum, in fast jeder Ecke, befand sich ein regelrechtes Massengrab von Trauermücken. Ich habe noch nie zuvor so viele dieser Dinger gesehen. Es müssen tausende gewesen sein. Zu 95% waren sie ja schon tot, jedoch die restlichen 5 % schwirrten noch rum. Hauptsächlich im offenen Wohn-Essbereich des Hauses, wo ich ja meine ganze Palette an vorgezogenen Pflanzen aufgestellt habe. Vor allem Sima, meine Cavalier King Charles Hündin, leidet sehr unter den Mücken, denn sie findet kaum Ruhe. Sie ist komplett angespannt und will ständig nach diesen fliegenden Dingern schnappen. Aber das ist ein anderes Thema…
Also: Diese Plage muss weg! Und zwar schnellstens!!
Laut Recherche im Web gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Trauermücken Herr zu werden – wie immer war mir dabei wichtig, möglichst wenig Chemie einzusetzen!
Ich habe mir zunächst mal im Gartencenter etliche Gelbtafeln besorgt und diese aufgehängt.
Ok, ganz ohne Chemie geht es bei dieser Lösung zwar nicht ab, aber ich würde sie zumindest als „sanfte Chemie“ bezeichnen...
Gelbtafeln sind mit Klebstoffen versehene Papp- oder Kunststofftafeln gegen fliegende Insekten, die allesamt eine besondere Affinität zu bestimmten Farben, z.B. gelb (Teilweise gibt es die Tafeln auch in anderen Farben), haben. Die Tafeln können sowohl indoor wie outdoor verwendet werden.
In meinem Fall waren sie nach nur 12 Stunden (über Nacht) schon sehr gut „beklebt“.
Leider bekämpfen diese klebrigen Streifen aber nur die bereits flugfähigen Mücken, nicht jedoch deren Larven in der Erde.
Die vielleicht beste Lösung wären deshalb wohl
Nützlinge: In diesem Fall
Nematoden (Fadenwürmer). Das sind mikroskopisch kleine Lebewesen, die in die Pflanzerde eingebracht werden und dort die Larven der Trauermücken beseitigen.
In Österreich sind Nematoden (wie auch andere Nützlinge) für den Haus- und Hobbygärtner etwa über die Seite des
Biohelp Garten & Bienen-Teams zu beziehen.
Leider hatte das Gartencenter in meiner Nähe so etwas nicht vorrätig. Und einige Tage auf eine Lieferung zu warten, dazu hatte ich weder Zeit noch Lust.
Die beste Alternative, die ich gefunden habe, ist Backpulver.
Hab sogleich den halben Vorrat an Backpulver im Supermarkt aufgekauft und los ging's: Backpulver auf die befallene Erde streuen (Achtung: nicht an die Pflanze oder deren Blätter drankommen) und dann mit Wasser besprühen. Das Backpulver beginnt zu blubbern, Blasen zu bilden und nach kurzer Zeit ist davon nur mehr wenig zu sehen. Es dringt jedoch in das Erdreich ein und soll die Larven der Trauermücken abtöten. Ist zwar eine Heidenarbeit, wenn man so viele Töpfe hat wie ich, aber Hauptsache ist, es wirkt!
Daraufhin habe ich noch die restlichen Gelbtafeln zwischen den Pflanzentöpfen verteilt. Jetzt hoffe ich, dass sich dieses Problem nun in nur wenigen Tagen erledigt hat. So viele Larven wie möglich durch das Backpulver unschädlich gemacht und die doch geschlüpften Trauermücken durch die Gelbtafeln eingefangen. So die Theorie.
In der Praxis habe ich auch sofort eine Abnahme der Trauermückenpopulation bemerkt (der Volksmund sagt ja: „Einbildung macht auch viel aus“…) Nun, ich wart mal ab, wie sich die Situation entwickelt. Es heißt DAUMEN HALTEN – nicht nur, dass die Trauermücken bald weg sind, sondern auch, dass alle Pflanzen den Befall gut überstanden haben!!
Nun aber zu meinen Chilipflanzen. Wie in Teil 1 beschrieben, habe ich im Spätwinter in Töpfen in meinem Wohnzimmer 2 Sorten gesät:
Sorte CAPELA:
15 Wochen sind nun bereits vergangen und die Jungpflanzen sind prächtig gewachsen.
Im Durchschnitt haben sie nun eine Höhe von etwa 50 cm. Wenn man bedenkt, dass die Endhöhe ca. 80 cm sein sollte, fehlt eigentlich nicht mehr allzu viel. Derzeit blühen etliche der Pflanzen.
Die allerersten Blüten zeigten sich an vereinzelten Pflanzen bereits vor ca. 5 Wochen. Ob man die erste Blüte, die sogenannte Königsblüte, entfernen sollte oder nicht, daran scheiden sich die Geister. Manche meinen, dass das Entfernen der ersten Blüte zu mehr Früchten führt. Bewiesen ist diese These jedoch nicht. Ich habe für mich beschlossen, mich an jeder einzelnen Blüte – ob nun Königsblüte oder nicht – zu erfreuen. OK, zugegeben, ich habe weder Zeit noch Lust, ständig auf der Lauer zu liegen und nach einer Königsblüte Ausschau zu halten. So kommt mir diese nicht-bewiesene These ganz gelegen…
Sorte HABANERO:
Diese wurde 3 ½ Wochen nach der CAPELA-Sorte ausgesät und hinkt somit klarerweise immer noch hinterher. Aber auch die Wuchsgeschwindigkeit ist eine andere. Heute, nach 12 Wochen sind diese Chilipflänzchen immer noch relativ klein.
Zwar machen sie einen recht robusten und kompakten Eindruck, aber in der Grösse können sie mit den CAPELAs absolut nicht mithalten. Offiziell liegt die Höhe von HABANEROs zwischen 60 und 120cm. Ich bin gespannt, ob meine überhaupt an die 60cm-Marke herankommen werden. Aber egal, Hauptsache ist, sie tragen reichlich „heiße“ Früchte.
Meine derzeitige Sorge ist die Anzahl der Pflanzen als solche. Ich habe 14 Töpfe an CAPELAs und 5 Töpfe an HABANEROs. Klar, muss jede Pflanze einen entsprechend grossen Topf haben. Nun habe ich aber gelesen, dass jede Chilipflanze idealerweise einen 10-Liter-Topf haben sollte? 19 x 10-Liter-Töpfe?? Wo sollen die alle hin?? Klar, gibt es den einen oder anderen Abnehmer – aber lieber kommen die Leute vorbei und pflücken die bereits reifen Früchte von den Pflanzen. Hmmm, da muss sich noch eine Lösung finden. Die Hälfte meiner Terrasse mit einem Urwald an Chilipflanzen vollzustellen, ist auch nicht so mein Ding. Na ja, ich hab ja noch ein paar Wochen Zeit…
Heute habe ich auch nochmals gedüngt. Die zweite Düngung innerhalb eines Monats. Eigentlich sollte man dies entweder mit einem speziellen Chilidünger machen, oder alternativ mit Tomatendünger. Ich hab im Haus nur einen Dünger gefunden, welcher „unter anderem“ für Tomaten geeignet ist. Ebenso für anderes Obst- und Gemüse. Na ja, den muss ich auch irgendwie los werden. Zusätzlich sollte der Dünger flüssig sein. Dies ist meiner leider auch nicht. Aber in Wasser (so halbwegs) aufgelöst, ist es auch wieder flüssig. Na ja, mit der richtigen Dosierung hapert’s zwar ein bisschen, aber bis jetzt scheint es meinen Chilipflanzen nicht geschadet zu haben…
So nun warte ich auf die ersten Früchtchen. Mal schauen, wie lange das noch dauert…
Die Trauermückenplage hat sich inzwischen zumindest leicht gebessert. Sie scheint jedoch mit der Backpulver-Lösung nicht gänzlich in den Griff zu bekommen sein. Nächstes Mal probiere ich definitiv die Nematoden aus! Für dieses Jahr rentiert es sich fast nicht mehr, find ich. Noch 10 Tage, dann stehen die Töpfe sowieso im Freien…
FORTSETZUNG FOLGT…