Erfahrungsbericht Chilianbau:
Mein Weg zu – hoffentlich - heißen Früchten (I)
Hier zum ersten Mal ein Gastbeitrag - vielen Dank an meine Schwester :-))
Der inzwischen erschienene 2.Teil des Beitrages ist hier nachzulesen.
Da ich kürzlich meine Leidenschaft für Chili entdeckt habe und mein Bruder immer interessiert an meinen mehr oder weniger erfolgreichen „Versuchen“ als Hobbygärtnerin ist, hier mal meine derzeitigen Erfahrungen zum Anbau der würzigen Schoten.
Chilisamen brauchen ja recht lange, um reife Früchte auszubilden, deshalb sollte man sie unbedingt in der Wohnung bzw. im Haus vorziehen – und die Temperatur idealerweise bei konstanten 27 – 28 Grad halten. Eine südseitige Fensterbank mit darunterliegendem Heizkörper wäre ideal.
ABER: Was tun, wenn man keinerlei Heizkörper mehr hat und „nur“ mehr Fussbodenheizung?
Anzucchtversuch Chili 2018
Letztes Jahr habe ich kurzerhand improvisiert und war mir sicher, das Problem einer fehlenden südseitigen Fensterbank leicht lösen zu können. Mittels einer herkömmlichen Wärmeflasche! Einfach 3x pro Tag heisses Wasser einfüllen, d.h. alle 6 Stunden, sollte reichen. Das war zwar mühsam, aber in meinen Tagesablauf integrierbar. Eine Abdeckung mit Plastikfolie sollte zusätzlich für ausreichende Luftfeuchtigkeit sorgen.
Kurz gesagt: Nein, gereicht hat es nicht! Die Temperatur der viel zu warmen Wärmflasche wohl doch etwas zu hoch für die zarten Samen, die wahrscheinlich regelrecht „gegart“ wurden. Trotz gewissenhafter Betreuung über 5 Wochen war die Keimquote: 0%. Der ganz Aufwand war „für die Katz“!
Dieses Jahr habe ich denselben Versuch nochmal gestartet, jedoch mit einer Heizmatte für Pflanzen, welche mir mein großer Bruder in weiser Voraussicht (😊) zu Weihnachten geschenkt hat.
Zunächst Chili-Sorte 1: CAPELA; Schärfe 3-4; ausgesät am 25.1.2019
Die Samen wurden zunächst vorgeweicht, damit sollen sie angeblich deutlich schneller keimen. Dazu kamen alle Samen für ca. 12 Stunden in eine Thermoskanne mit lauwarmem Wasser, bevor sie in die Erde gesetzt wurden. Mittels der Kanne kann man ja bekannterweise die Temperatur einer Flüssigkeit länger halten.
Zusätzlich zum Wasserbad kam die Hälfte der Samen nochmal für ca. 12 Stunden in lauwarmen Kamillentee. Die eigentliche Idee wäre gewesen, allen Samen sofort ein Kamillenbad zu verpassen, jedoch habe ich das in meiner Euphorie (und Ungeduld!), endlich anfangen zu können, komplett vergessen.
Da die Aussaaterde nicht mehr ganz „frisch“ war, habe ich sie für ca. 10 Minuten in die Mikrowelle gegeben, um sicherzustellen, dass auch alles, was da nicht reingehört, letztendlich auch wirklich abgetötet ist.
Chilianzucht Sorte Capela
Diese Mikrowellen-Aussaaterde kam in ein Mini-Gewächshaus und darin habe ich die Chilisamen gesät. Unter das Mini-Gewächshaus kam die Heizmatte, welche Tag und Nacht eingeschaltet blieb. Um die empfindlichen Samen nicht nochmal versehentlich zu garen, gab ich zwischen Mini-Gewächshaus und Heizmatte noch ein dreifach zusammengelegtes Handtuch. Trotz dieser zusätzlichen Handtuchschicht betrug die Temperatur am Gewächshausboden immer noch an die 31 Grad, jedoch auf Höhe der Samen genau die benötigten 27-28 Grad (gemessen mit dem Braten-Thermometer 😉).
Perfekte Bedingungen also!
Lästig war lediglich, dass mein Mini-Gewächshaus keine Abzugslöcher hat. So musste ich das Kondenswasser mindestens 2x täglich entfernen. Na ja, immerhin besser als 3x pro Tag das Wasser der Wärmflasche wechseln zu müssen…
Erste Erfolge lassen sich sehen
Keimlinge Chilisorte Capela
Die erste Hälfte der Samen begann bereits nach 5 Tagen zu keimen. Die zweite Hälfte, die noch ein Bad in Kamillentee absolviert hatte, also etwas zeitversetzt gepflanzt wurde, startete an Tag 6.
Als alle Keimlinge zu sehen waren, wurde die Pflanzenmatte ausgeschaltet und das Mini-Gewächshaus übersiedelte ins Gästezimmer (mit ca. 20 Grad Raumtemperatur). Und hier kam dann noch zusätzlich eine Pflanzenlampe zum Einsatz, um zu verhindern, dass die kleinen Pflänzchen zu schnell in die Höhe schiessen.
Drei Wochen nach der Aussaat hatten die zarten Capela-Pflänzchen bereits 4 Blätter entwickelt. Höchste Zeit, sie in grössere Töpfe (hauptsächlich aus Kunststoff, einige aus Ton) umzutopfen.
Sorte Capela in den Anzuchttöpfen
Knappe 5 Wochen nach der Aussaat gedeihen die Capelas in beiden Topfmaterialien (Plastik, Ton) prächtig. Was jedoch auffällt: die Pflanzen in den Tontöpfen brauchen doppelt so viel Wasser. Man muss täglich gießen, während die Erde der Pflanzen in den Kunststofftöpfen bedeutend länger feucht bleibt und lediglich jeden zweiten Tag gegossen werden muss.
5 Wochen nach der Aussaat
Was einmal klappt, funktioniert sicher auch ein zweites Mal… oder?
Per Post war inzwischen die nächste Ladung Chilisamen unterwegs. Da das alles bei der ersten Sorte wie am Schnürchen gelaufen ist und so toll geklappt hat, habe ich eine weitere Sorte gesät:
Chili-Sorte 2: HABANERO Orange (bio); Schärfe 10; ausgesät am 18.2.2019
Die Habanero-Samen kamen diesmal „ohne Umwege“ sofort für 12 Stunden in ein lauwarmes Kamillenbad.
Vielleicht etwas verwöhnt von der schnellen Keimung der Capela-Samen im Januar, wurde ich am 6. Tag schon leicht nervös. Es tat sich nichts. Absolut nichts. Trotz Heizmatte und identischer Behandlung. Am 8. Tag dann endlich ein Zeichen: Habanero Nummer 1 war da – HURRA!!!
An Tag 10 folgte zögerlich, aber doch, der zweite Keimling. Es bewegte sich zwar offensichtlich was, aber es lief unheimlich schleppend. An Tag 17 erreichte die Keimrate immerhin 50%, d.h. ich darf nun hoffen, wenigstens 5 Habaneropflanzen zum Reifen zu bringen.
Derzeitiger Stand beider Sorten (14.03.19)
CAPELA-Chili:
7 Wochen nach der Aussat sind diese auf einem sehr guten Weg und entwickeln sich prächtig. Die Pflanzenlampe hilft wesentlich dabei…
Capela Chili nach 9 Wochen
Täglich kommt die Pflanzenlampe zum Einsatz
HABANERO-Chili:
Im Vergleich zur den Capelas sehen die Habaneros ja wirklich noch sehr mikrig aus. Man darf aber nicht vergessen, dass diese Sorte erst vor 3 ½ Wochen ausgesät wurde.
Stand der Habaneros nach 3,5 Wochen
Auch denen kommt die Beleuchtung zugute!
Liebe Grüße, und...
FORTSETZUNG FOLGT…